Mittwoch, 27. Juli 2011

Klausenpass und Pragelpass im Juli 2011

10 Jahren ohne Alpen, und dann gleich eine 2-Pass-Runde: Klausenpass und Pragelpass standen auf dem Plan. Ich wurde kurz vor Linthal aus dem Auto geschmissen, um zu testen, ob man Passfahren verlernen kann. Am Ortsausgang von Linthal steht der letzte Hinweis, dass der Pass offen ist und man sieht die erste Kehre des Passes – Kilometer 0. Sehr ungewohnt, mal wieder an nem Pass zu sein, aber auch sehr schön. Schnell finde ich meinen Rhythmus und komme gut voran. Die Serpentinen machen einem das Leben leicht. Der Klausen fährt sich sehr angenehm im unteren Teil. Kilometer 7 ist dann etwas steiler. Die nächste Galerie bietet kurz Erholung bevor dann der letztere steilere Abschnitt vor dem Urner Boden kommt. Dann folgen 5 flache Kilometer zum erholen und zum genießen: das ist eine atemberaubende Kulisse, phantastisch, spektakulär.
Am Ortsauagang steigt die Straße dann wieder an und führt in einen Serpentinenabschnitt, der einem alles abverlangt: phyisch anspruchsvoll und auch optisch. Immer wieder atemberaubende Blicke zurück ins Tal und hinauf auf die Felswände. Zum Glück fahr ich hier hoch und nicht runter, weil man auf der Abfahrt kaum diese Landschaft genießen kann. Nach 4 km dann ein kurzes Flachstück, dann ein weiteres Steilstück bevor man dann annimmt es geschafft zu haben – weit gefehlt. Auch wenn der Ausstieg aus dem Urner Boden beendet ist, muss man noch 2 weitere Kilometer klettern, bevor die Passhöhe erreicht ist. Alles in allem ein toller Pass: viele Serpentinen, angenehme Steigungen, tolle Landschaft.

Die Abfahrt vom Klausen nach Westen ist im ersten Teil etwas wellig, besser nicht zu schnell fahren, obwohl die wenigen Kurven einen verleiten könnten. Ein zweiter Grund kommt wenig später hinzu, es mit dem Gasgeben bergab nicht zu übertreiben: der Steilhang links neben der Straße ist gewaltig. Ein paar Blümchen an einer Stelle geben zu verstehen, man kann auch über die Begrenzung hinweg ins Tal gelangen. Immerhin hat man auf dem kostenlosen Freiflug noch genug Zeit, sein Verhalten zu überdenken, bevor man unten aufschlägt – schon eine sehr krasse Trassenführung. In Unterschächen freut man sich auf die Gegensteigung, die müden Hände können sich vom Bremsen erholen. Allerdings sollte man nicht mit Krawall in die Steigung gehen. Es sind immerhin 600 m berghoch, die mit Windjacke und Co ordentlich schweißtreibend sind. Der folgende zweite Teil der Abfahrt ist ein Genuss, breite und gute Straße, mäßig steil, wenige Kurven – da kann man es richtig laufen lassen. Hoch möchte ich hier aber nicht fahren, weil man auch sehr viel in städtischem Bereich unterwegs ist.

In Altdorf heisst es umziehen und dann etwa 20 km nach Schwyz. Der Radweg ist leicht gefunden und dann geht es am Vierwaldtstädter See nach Norden, an der Tellplatte vorbei, immer am Ufer. Sehr schön, hoch über dem milchigweißen See, tolle Ausblicke, einzig die Beschilderung könnte besser sein. Schwyz ist ja eigentlich nicht klein aber ausgeschildert ist es nicht. Irgendwann hat man die Wahl zwischen Autobahn und Brunnen, und erst in Brunnen ist ein Wegweiser nach Schwyz. In Schwyz geht’s dann gleich mal berghoch in Richtung Muotathal. Wer denkt hier beginnt der Pragelpass – falsch. Immerhin gibt es einen Hinweis, der einem sagt, man ist auf dem richtigen Weg – ob man wirklich auf dem richtigen Weg ist, wenn man den Pragelpass von Westen anfährt möchte ich leise bestreiten, aber dazu später mehr.

Es geht dann mehr oder weniger flach etwa 10 km weiter bis Muotathal. Am Ortsausgang hat man das Gefühl, jetzt beginnt der Pass, bevor es abermals kurz bergab geht. Aber immerhin gibt es jetzt erste Hinweisschilder nach Pragel. Und dann der direkte Hinweis zum Pragelpass. Den braucht man aber auch, weil was man da sieht muss man gesehen haben um es zu glauben. Ich hatte ja schon davon gelesen, aber der Feldweg der sich rechts in den Wald schlägt, himmelwärts strebend, treibt den Angstschweiß auf die Stirn – das ist jetzt nicht wahr…das soll jetzt 6 km so weitergehen, nicht zu glauben. Nach der ersten Rampe geht es etwa flacher über eine kleine Almwiese, bevor es dann endgültig Schluss mit lustig ist. Zum ersten Mal muss ich vom Rad, irgendwas mach ich falsch. 500 m weiter, in der 2. Kehre steht ein kleines Häuschen am Straßenrand mit Sitzbank, in dem ich zum 2. Mal absteige, um mein weiteres Vorgehen zu Überdenken. Da sitze ich nun, starre immer wieder ungläubig in die Kehre und auf die Autos, die sich hoch und runter quälen – wer denkt sich sowas aus, wer baut sowas, und welcher Idiot fährt hier mit dem Rad hoch, sehr abgefahren.

Mittlerweile hat es auch angefangen zu regnen, egal, ich muss hier irgendwie hoch. Eigentlich fahr ich ja Berge mit hoher Frequenz, doch am Pragel stelle ich auf Kraft um, und es funktioniert: der Puls bleibt im Rahmen und ich zwinge mich dazu sitzenzubleiben, kein Wiegetritt. Es geht zwar langsam und ist weiterhin mühsam, aber ich komme gut voran. Doch irgendwann muss das ein Ende haben, hoffentlich stimmt das mit den 6 km, aber viel mehr kann es nicht sein, weil es ja insgesamt keine 1.000 Höhenmeter sind. Die Landschaft ist schon urig hier oben, schmale Straßen, enge Almwiesen, dichter Wald, manchmal sogar Ausblicke ins Muotathal. Es fällt nur schwer zur Flasche zu greifen und was zu trinken, weil man dann aus dem Tritt kommt, dazu also doch besser kurz anhalten. Und es ist ordentlich Verkehr, sogar LKW, obwohl die doch angeblich nicht erlaubt sind, und das auf der schmalen Straße. Nach etwa 6 km kommen die offiziellen Hinweisschilder auf den Wald, ein Parkplatz, und es wird humaner, uff, was nicht heisst dass es flach wird. Immer wieder kommen giftige Rampen. Doch in der Summe werden es mehr und mehr Flachstücke, bevor 11 km nach dem Einstieg in den Feldweg mit Namen Pragelpass das Ziel erreicht ist. Ein kleines Passschild gibt die Bestätigung, was durchaus hilfreich ist, weil es nicht so eindeutig hoch oder runter geht, dass man weiß, es ist geschafft.

Die Abfahrt nach Glarus ist recht anspruchsvoll, es ist feucht, es ist steil und kurvig und die Straße ist eng. Und der Weg bis ins Klöntal ist weit, 10 km geht es runter bevor man endlich am See ist. Dann geht es gut bewaldet am See entlang, bevor die Straße an der Staumauer nach unten abknickt. Es wird jetzt ein paar Mal richtig steil. Mittlerweile ist die Straße aber breit genug, dass man gut fahren kann, auch wenn der Postbus entgegen kommt. Leider ist die Abfahrt anspruchsvoll genug, dass man wenig genießen kann. Muss ich wohl nochmal hochfahren, irgendwann. Nur die andere Richtung ist tabu, den Pragelpass aus Westen fahr ich nicht mehr, aber man muss das mal gesehen haben. Ich kennen den Mortirolo nicht, aber wenn der vergleichbar ist, dann herzlichen Dank. Die Runde als Ganzes ist aber schon super, alles was man kriegen kann: der Klausen macht richtig Spaß, die Passage am Viewaldtstädter See ist auch sehr sehenswert und den Pragel von Westen muss man mal gesehen haben, um es zu glauben.