Sonntag, 20. März 2016

Mein erstes Mal: ganz viel Gefühl beim Joop Zoetemelk Classic 2016

Alle guten Dinge sind drei, und das in doppelter Hinsicht. Die Joep Zoetemelk Classic (JZC), Hollands Primavera am Tag von Mailand San Remo (19. März 2016), sind das dritte Event in drei Wochen. Nach CPC Loop und Haagse Omloop stand heute eben JZC auf dem Programm. Und nachdem ich schon zuvor zweimal angemeldet war, hat es heuer beim dritten Mal endlich zum ersten Start gereicht. Die Strecke bin ich zwar im letzten Mai schonmal für mich selber gefahren aber das ist natürlich was anderes als im offiziellen Rahmen auf die Strecke zu gehen.

Kurz nach 8 Uhr geht es bei 6°C auf die Reise. Mein Pulsmesser signalisiert mir dass er heute nicht mitspielen möchte, na super, aber was solls. Ich übe mich dann gleich mal im Gruppenspringen, möchte zügig vorankommen. Kurz vor Benthuizen lasse ich mal wieder eine Gruppe hinter mir, nur am dann festzustellen, dass keine weitere Gruppe vor mir zu sehen ist. Und das obwohl es jetzt so langsam gegen den Wind geht. Also lasse ich mich wieder auffahren und bleibe im Schutz der Gruppe. In den letzten Ausläufern von Bodegraven weiche ich meinem Vordermann aus und muss kurz in die Wiese und vom Rad. Beim Weiterfahren merke ich dass mein Computer nix mehr anzeigt. Ich halte an und vermisse den Speichenmagnet. Muss wohl bei der Aktion zuvor in der Wiese geblieben sein. Ich fahre zurück und verwende die nächsten 10 Minuten auf eine leider erfolglose Suche nach dem kleinen Ding, Mist.


Kleines Suchbild, was fehlt hier wohl, richtig, der Speichenmagnet...

Nach 40,74 km bin ich also komplett auf mein Gefühl angewiesen, Puls, Geschwindigkeit, Zeitmessung - alles weg. Einigermaßen verärgert fahre ich mit einer Gruppe mit die einigermaßen zügig Richtung Woerden bläst. Dort wartet die erste Verpflegung des Tages, zum vergessen. Ein Rosinenbrötchen pro Fahrer und Wasser zum nachfüllen der Flaschen aus dem Wasserhahn im Hof. Schnell wieder weg und weiter gehts. 

In kleinen Gruppen gehts durch Harmelen und dann in weitem Bogen um das Schloss Haar. Erinnerungen werden wach an den letzten Sommerurlaub, und an das was ich vom JZC im letzten Jahr gehört habe: „Es war eine Wasserschlacht sondergleichen. Wind, Kälte, Matsch, Stoffwechselprodukte von Pferd und Kuh – Alles. In schönen Momenten, dann wenn die Sonne durchbrach und sich in goldenem Streulicht vor der schwarzen Wolkenwand auf die Felder ergoss, fuhren wir aber auch durch ein Gemälde von Rembrandt.“ Zum Glück war es heute trocken und der Matsch auf den Straßen flog einem nur als Dreckklumpen um die Ohren. Das grüne Herz ist halt von Landwirtschaft geprägt, und Landmaschinen aller Art fahren hier die Straßen rauf und runter und lassen ihren Dreck dort zurück.

Apropos grünes Herz, das hat heute ganz schön gestunken. Nach Tagen ohne Regen sind die auf die Felder ausgebrachten natürlichen Dünger (=Gülle) noch nicht weggespült sondern müffeln fröhlich vor sich hin, bäh... Der zweite Versorgungspunkt nach etwa 90 km kann die Erfahrung von Woerden prima wieder wettmachen. Bananen und Isogetränke sind reichlich vorhanden. Danach wirds so langsam zäh, alleine bin ich unterwegs, bei Gegen- oder Seitenweind, mühsam. 

Kurz vor Vrouwenacker gesellen sich die 100er zu uns, immerhin mal wieder etwas Gesellschaft. Stellenweise zu viel Gesellschaft, wird manchmal ganz schön eng und stressig. Nach Ter Aar ist das allerdings vorbei. Die Organisatoren trennen die Strecken wieder und sorgen für etwas mehr Einsamkeit. Den Gegenwind habe ich damit auch exklusiv für mich alleine, zum Glück nicht lange, links weg und erst Seitenwind und später mehr und mehr Rückenwind. Gegen Ende kriege ich nochmal eine gute Gruppe, mit der ich an Alphen vorbei und dann die N11 entlang zurück nach Leiden fahre.

Mit einem richtig guten Gefühl biege ich auf die Radrennbahn des Radclub Swift. Tolle Sache, dass die hier die Rennbahn für den letzten Kilometer zur Verfügung stellen. Sogar einen richtigen Anstieg hat die Bahn zu bieten, den Col du Bourg à la Crème. Und dann ab auf die Zielgerade und rein in die Steilkurve der Bahn. Mein Name wird verkündet als ich über die Ziellinie fahre und dann sind meine ersten JZC Geschichte. Schöne Geschichte, schöne Tour. Wenn auch eine verlustreiche Schlacht. Nicht nur mein Speichenmagnet ist irgendwo bei Bodegraven zurückgeblieben. Auch Teile meines Hinterreifens sind irgendwo auf der Straße geblieben, der macht es jetzt nicht mehr lange.



Screenshot der Kamera bei Zieldurchfahrt auf der Radrennbahn in Leiden.

Apropos lange, wie lange ich gebraucht ab für die 142,37 km (laut jüngstem Eintrag bei gpsies.com) kann ich nicht wirklich sagen. Was ich weiß ist dass ich um 8:05 gestartet bin und nach 5:16:36 inkl aller Zwischenstops die Zielflagge gesehen habe. Etwa 10-15 Minuten haben die beiden offiziellen Zwischenstops insgesamt gedauert, genauso lang meine Speichenmagnetsuchaktion. Reine Fahrzeit sollte also ein bisserl unter 5 Stunden gewesen sein. Aber das ist natürlich nur so ein Gefühl...

Sonntag, 13. März 2016

Ab ins Blaue und alles wie gehabt beim Frühlingsklassiker in Den Haag

Omloop Tom Schouten Wielersport die Dritte, so langsam wird das zur Tradition, zwei Heimrennen zum Saisonauftakt. Nach dem CPC Loop am letzten Wochenende, nun heute auch der Auftakt der Radsaison in heimischen Gefilden. Es ist schon ne tolle Sache, wenn man fast jede Kurve kennt, die Engstellen, die Kreuzungen, Schlaglöcher, etc. Unwägbarkeiten, Ungewisses und Überraschungen gibt es sonst noch genug in der Saison. Und auch das Wetter spielte heute hervorragend mit, einfach grandios, strahlend blauer Himmel, wenig Wind, und der auch noch aus östlichen Richtungen, was für den Omloop ideal ist. Man hat Gegenwind zum Auftakt, wo man sich noch gut in Gruppen verstecken kann. Und das klappt auch ganz gut. Bei frischen 4°C finde ich gleich eine gute Gruppe. An der Vliet rollen wir eine weitere Gruppe auf, das machts jetzt etwas hektischer. Und dann kommt doch mal eine Streckenvariation. Ein Stück an der A12 entlang und dann den kompletten Veenweg durch Leidschenveen. 

Auf der Straße nach Zoetermeer seh ich dann weiter vorne eine größere Gruppe. Na hoffentlich kriegen wir die bald, sonst wirds stressig, aber Pustekuchen. Wir erreichen die Gruppe erst kurz bevor es links weg geht, am Buytenpark entlang. Auf den engen Wegen rollen jetzt massiv viele Rennradler, zu viele, an den Engstellen kommts zum Stau. Erst auf der Straße Richtung Zoetermerse Plas entzerrt sich das Ganze wieder. Ich überhole und mach mich auf den Weg nach vorne, mal ein bisschen freifahren. Andere haben den gleichen Gedanken, jetzt wirds zügig, und ähnlich wie im letzten Jahr an der gleichen Stelle muss ich heute zum ersten Mal knautschen. Aber die Gruppen sind heute kleiner und unterschiedlich schnell, und so kann ich mich in Gesellschaft bis an die Rotte manövrieren. 

Dort dann der ersehnte Rückenwind, wie letztes Jahr, genug um auch ohne Mitfahrer flott voranzukommen. Ich fahre mich wieder ein bisschen frei, damit ich freie Bahn fürs Zeitfahren habe. Das findet heuer bei Streckenhalbzeit statt, und ist nur einen Kilometer lang. Schnurgerade Strecke, guter Asphalt, Rückenwind, gib ihm. Mein Tacho zeigt konstant deutlich über 40km/h. Der Blick in die Ergebnisliste ist etwas verwirrend, 38,37 km/h. Das geht nur wenn die Strecke eigentlich länger war als die angegebenen 1000 Meter, egal, an Platz 276 von 881 in der Wertung ändert das nix.


Pause beim RWC Ahoy


Am Flughafen Den Haag - Rotterdam gibts die gewohnte Pause beim Radclub Ahoy. Kurz nachtanken und was essen und weiter gehts. Richtung De Zweth taucht vor mir eine größere Gruppe auf. Mit der möchte ich nicht durch das Geschlängel südlich von Delft und rüber nach Schipluiden fahren. An der Brücke über die Schie habe ich sie und überhole sie kurz danach. Wieder freie Fahrt auf dem Weg nach Maasluis. Hinter Maasluis dann eine weitere Streckenvariation, wieder was gelernt, schöne Alternative zur Fahrt am Nieuwe Waterweg. Bis hierher lief alles prima, schön Druck auf dem Pedal bei mäßigem Rückenwind. Doch jetzt werden die Beine so langsam schwer. Die letzten 15 km versprechen anstrengend zu werden, v.a. weil es zum Abschluss an der Küste entlang geht, mit dem Wind im Gesicht. Und es ist die Hölle los, den schönen Tag nutzt halb Holland um ans Meer zu gehen, macht es auch nicht gerade einfacher.

Wie im letzten Jahr passiere ich die Ziellinie ganz knapp vor Erreichen der 3:30 Marke, wieder ein Schnitt von knapp über 30 km/h, super, habe ich nicht mit gerechnet, zumal die Vorbereitung ja alles andere als optimal gelaufen ist. War ne tolle Sache, schönes Wetter, viel Sonne, wenig Wind, schöne Strecke, gute Organisation - ich bin sehr zufrieden. Auch der Blick in die Gesamtergebnisse ist nicht schlecht (Fahrzeit plus Pause), auch wenn es kein Ranking gibt kann man sich das doch leicht basteln: Platz 100 von 866 im Ziel gewerteten Kollegen. Da haben manche vielleicht etwas länger Pause gemacht...vielleicht nicht umsonst "de gezelligste toertocht van Nederland".


Start und Ziel beim HSK Trias am Rand von Den Haag



Sonntag, 6. März 2016

CPC Loop 2016: DNF mit voller Absicht

DNF, did not finish - ist mir bisher selten passiert, und ist normalerweise auch nicht erstrebenswert. Aber heute war alles anders, heute war es 'do not finish', oder besser 'will not finish', von Anfang an geplant, und mit voller Absicht durchgezogen. Und das kam so.

Der City-Pier-City Loop (CPC) ist die größte Laufveranstaltung in Den Haag. In den letzten beiden Jahren bin ich jeweils die 5km Version gelaufen. Kurz vor early bird am 4.12.2015 hatte meine liebe Frau die wahnwitzige Idee sich selbst für den 5er anzumelden. Der Weg war damit frei für mich und den Halbmarathon (ich kann ja nicht auch die 5km laufen, wer passt dann auf die Kinder auf...). Endlich, der Lauf durch unsere Nachbarschaft, wo ich jeden Meter kenne, cool. Die Form begann sich auch zu entwickeln und Mitte Januar war ich zuversichtlich, in unter 1:45 zu finishen. Doch dann kam eine fiese Grippe des Wegs, drei Wochen Pause. Nach zwei Wochen Neustart kam die nächste Erkältung, wieder zwei Wochen Pause. Ende Gelände, den Halbmarathon mit Ambitionen zu laufen ist nicht mehr möglich. Und nur antreten um zu finishen kann das Ziel nicht sein, v.a. mit Hinblick auf die bevorstehenden Aufgaben im Fahrradsattel. Also besser Fokus auf ein geordnetes Radtraining und den CPC in den Wind schreiben. Es sei denn...


In den Tagen vor dem Lauf beginnt eine Idee zu reifen. Je nach Wetterlage und je nachdem in welchem Zustand ich bin, kann ich ja antreten und aus dem Halbmarathon einen 10km Lauf machen. Die 10km Marke ist gerade mal 500m von zu Hause weg, das ist ideal: 10km im geplanten Halbmarathontempo laufen, 300m später die Getränkestation mitnehmen, und dann rechts ab die Treppe runter und weg bin ich, ausgestiegen mit Ansage und ab nach Hause.

Und was soll ich sagen, Petrus hat das perfekt eingefädelt. Samstag vor dem CPC Loop war prima Wetter, drei Stunden schön radeln, ein gutes Gefühl für den Haagse Omloop holen. Am Sonntag dann Schauerwetter, bei gefühlten Temperaturen um den Gefrierpunkt. Nicht so wirklich gut zum Radeln, aber zum Laufen gehts allemal. Ob ich jetzt nen 10km Trainingslauf auf eigene Kappe in den Dünen laufe oder aber 10km mit dem Feld im Rahmen des CPC mitschwimme macht ja kaum einen Unterschied. Wo ich schonmal angemeldet bin, kann man auch auf gesperrten Straßen schön durch Den Haag laufen. 

Also stehe ich am 6.3. doch am Start, 14:30 gehts los, der CPC Hauptlauf, weil es hier tatsächlich bis zum Pier geht, nur werde ich den heute nicht sehen. Bei einsetzendem Regen gehts Richtung Scheveningen und dann links weg Richtung Vredespalais. Völlig ungewohnt ist das Anfangstempo, bin halt lange keinen Halbmarathon mehr gelaufen, geruhsames Tempo, kein Stress, sehr schön. Beim 5er hatte ich schon nach 3km keinen Bock mehr, wenn man sich haarscharf im Limit entlangbewegt. Hier kann man noch genießen, sich umschauen, kontrolliert laufen, jeden Kilometer die Zwischenzeiten nehmen. Und die sind prima, die 5km passiere ich nach 25:10, nur wenig langsamer als meine angepeilten 5 min pro Kilometer. Doch ich merke auch das Trainingsdefizit, 21km halte ich das nicht durch. Aber nochmal fünf kriege ich hin.

Weiter gehts Richtung Loosduinen. Aus einem Altenheim an der Strecke kommt Akkordeonmusik. Seemannslieder? Keine Ahnung, da müsste ich stehenbleiben und länger zuhören. An meinem Gamma vorbei und dann rechts, Richtung Küste, und auf meine letzten zwei Kilometer. Ich ziehe das Temo nochmal etwas an, mal schaun ob ich näher an die 5 Minuten Durchschnittszeit komme. Zwischen Kilometer 9 und 10 gehts zickzack durch ein Wohngebiet, schwierig das Tempo hoch zu halten, und dann ab auf meine Zielgerade. Nach der 10km Zeitmessung lasse ich es austrudeln, trabe an der Getränkestation vorbei und sammel Getränke ein. Und dann verabschiede ich mich vom CPC Loop 2016. Schön wars, hat Spaß gemacht, für 10km hats prima gereicht. Auf ein neues im nächsten Jahr, aber dann sehe ich hoffentlich auch mal den Pier und die Zielflagge beim Halbmarathon.

P.S. In den Ergebnislisten tauchen die DNF Kandidaten nicht auf, das ist blöd. Austricksen lässt sich das System auch nicht, zu meiner Startnummer gibts nichts. Das ist nicht fair, was machen die mit den Ergebnissen. Wäre doch auch mal interessant zu sehen, wieviele nicht ins Ziel kommen.

P.P.S. Anders als die Organisatoren hatte meine liebe Tochter eine Medaille für mich, selbst gebastelt, was will man mehr, viel besser als die 08/15 Medaille die man im Ziel bekommt.


Startnummer mit der von Julia gebastelten Medaille. Das Fahrrad war schneller zu malen als ein Läufer...

Kilometer
Zeit pro km
Gesamtzeit
1
5:07
5:07
2
4:44
9:52
3
5:08
14:59
4
5:20
20:20
5
4:51
25:11
6
5:06
30:17
7
5:07
35:24
8
5:06
40:30
9
4:57
45:27
10
5:11
50:38